Drachennacht

Die alte Nacht ruht
Still vor meinem Fenster.
Durch kalte Scheiben
Glotzt der dunkle Drache.

Das Tier hat alle Menschen
Zu Fleisch zerrissen und verschlungen.
Die Stadt ist nur noch Berg von Trümmern
Unter seinen Finsterschwingen.

Kein Strom fließt mehr,
Kein Licht erhellt das Dunkel.
In kalter Schwärze ist geschlachtet,
Was gestern noch lebendig ward.

Ich trauer nicht.
Ich schaue ungerührt
Und gebe keine
Träne für die Toten.

Kein Auge sah
Das Feuer und den Rauch,
Die zeichenhaft uns
Aus der Ferne drohten.

Nun hör ich, wie
Der alte Drache schnauft.
Er nagt an Knochen
Unter seinen Pfoten.

Ich sehe weder Sterne
Noch finde ich den fernen Morgen,
Und alles – Leben, Glück und
Zukunft – bleibt verborgen.

Ich werd der toten Nacht in
Ihre kalten Arme sinken.
Der alte Drache wird mein
warmes Blut genüsslich trinken.