Die Maschine

Sie ist die totale Zerstörung. Ohne Pause frisst die Maschine sich durch die gute Ackerkrume und verdaut das Land zu grauem Unrat, denn ihr Todeshunger ist unstillbar.

Metallisches Scharren von dem mächtigen Maschinenskelett kriecht aus der Tiefe empor, während die Erde stumm in die Schaufeln am drehenden Rad hineingebrochen wird. Nah an der Maschine lassen sich Öl, Blut und Stahl auf der Zunge schmecken, die wie feine Aerosole von den Mahlwerken – im Maschineninneren aufgebrochen, gemahlen, zerstäubt und hochgeschleudert – in die Umgebung hineingetragen werden.

Die Luft an der Maschine klebt auf der Haut.

Die Maschine lebt dort, wo alles abgestorben ist. Der Tod ist die Grundlage ihrer Existenz, ihr Fuhrwerk ist unten in der Mine, nah an der Hölle. Leben kann dort nicht mehr sein, wo die Maschine ihr Werk verrichtet, Land, Heimat und Erinnerung vernichtet und die Gewalt in den Alltag der Menschen hineinbrechen lässt.

Hinter der Maschine auf die Transportbänder fällt brauner Auswurf, der über ein rasselndes Streckengespinnst zu den fernen Wolkenmaschinen befördert wird, um die jahrtausendealten Wege der Himmelsströmungen aus den Bahnen zu heben. Der schwefelige Brandgeruch aus den Kesseln der Wolkenmaschinen zieht über Land wie eine Botschaft des Siegers aus dem täglichen Kampf der Maschine gegen das Leben. Eine tödliche Asche wird aus den Schornsteinen geblasen, darin die Gifte, die einsickern in eine Welt, die kränkelnd hinter der Maschine einen brandigen Atem röchelt.

“Unsere Maschine ist kein Schicksal, keine entfesselte Naturgewalt, kein unvorhergesehenes Gottesurteil. Sie ist das ausführende Organ unseres Planes, diese Schöpfung und die in ihr lebende Zivilisation zu zerstören. Wir lechzen nach der Energie, die uns die Maschine willig abwirft, und kriechen heran zu den monströsen Kettenfuhrwerken, die den Grubengrund umwühlen, um das Werk der Maschine zu preisen. Wir sind dabei ohne Blick für die Vernichtung, blendet uns doch der strahlende Trug eines guten Lebens. Wie blind stolpern wir über die geweihten Trümmern von Kirchen, Ruinen von heimatlichen Wohnzimmern. Wir irren orientierungslose über Felder von bleichen Knochen, modrigen Fleisch, zerfetzten Kleidungsstücken und zerborstenen Lebenswegen.

Kniend beugen wir uns vor, bis unsere schwarzen Lippen das Metall der Fahrwerkskette berühren. Das Vibrieren der Maschine ist uns Ekstase.”

“Der Tod schleicht schwarz und schweigend
an diesem karstig Ort.
Sein Kuss raubt kalt von Mündern
den Odem mit sich fort.”

Mittelrhein, 1578

 

Der Abgrund | Die Mahnwache