Neujahrssturm

Der vom Sturm zerrissne Himmel
Leckt die blauen Wunden trocken.
Amseln, stumm, ein Kehlchen, zitternd,
Im Gehölz der Hecke hocken.

Leitungskabel wundgeschaukelt
Zwischen dunklen Masten hängen,
Kraftlos und zersplissen greifen
Sie die Leere in den Längen.

Vor den kahlen Apfelzweigen,
Streichholzdünn gebrochne Streben,
Lampenschirm und Windlicht lassen
Sich vom Säuseln rhythmisch heben.

Im Kanal die Wolken trüb wie
Fahle Milch sich widerspiegeln.
Acker lässt von Pfützen silbern
Sich sein Narbenantlitz siegeln.

Überschallgejagte Tropfen
Hängen atemlos an Ästen,
Unter Giebeln und in den vom
Sturm zerbrochenen Gebresten.

Altes Holz und schwere Äste
Räubern gleich an Wegen lauern,
Wo im Schattenwurf der Eichen
Hütten auf der Erde kauern.

Kleine Brücken bebend über
Schäumung wilder Bäche liegen,
Darin treibt ein Trümmerfeld aus
Kanu, Steg und Uferstiegen.

Ausgeweidet liegt die Erde.
Aus dem Boden wie Sekrete
Sickern Wässer. In den Gräben
Murmeln Strudel die Gebete.

Fern am Festungsfelsen lodern
Essenfeuer, Folterherde,
Legen Schmiede Eisen, Rüstzeug
An die Hufe, auf die Pferde.

Wo der Rote Kobold fordert
Seine Steuern und Tribute,
Werden Dämme dumpf zerbrechen
Wie die morsche Weidenrute.

Wenn dort seine Heere wüten,
Werden weder Straßen, Mauern,
Noch die tiefen Wälder diesen
Sturm des Hasses überdauern.