Silvesterlied

Die Ampeln tot, die Plätze leer,
Der Schnee ruht auf den Straßen.
Letzte Flocken taumeln müd’
Durch frisch verschneite Gassen.

Bunt knallt und zischt am Firmament
Verspätete Rakete.
Verklungen sind im Kirchenschiff
Gesänge und Gebete.

Den Eisenduft und Schwefelrauch
Hat Eiswind blau vertrieben.
Der muss die graue Wolkenlast
Nun mühsam ostwärts schieben.

Der Gläser Klang, der Kinder Spiel,
Das Lachen und das Rufen,
Sie ruhen stumm. Zeit galoppiert
Und hetzt auf goldnen Hufen.

Mein Stiefel knirscht auf weißem Grund
Kreuzt selten fremde Spuren.
Am Dorfrand strahlt der volle Mond
Hoch über Wald und Fluren.

Unterm Schnee, der Häuser deckt,
Wo fromm noch Lichter glühen,
Lässt diese Nacht wie jedes Jahr
Manch’ blaue Blüte blühen,

Und Wünsche werden sich gehaucht,
Wo Küss rasen – flüchtig.
Der Zauber, der im Anfang wohnt,
Tränkt diese Nacht, dass süchtig

Die alten Blicke, jugendlich,
Auf heißen Händen gleiten,
Wo Fingerspiel und Zungenschlag
Sich süße Glut bereiten.

Der Augenblick kann doch nicht mehr
Als den Moment verweilen.
Die Wunden wird in dieser Welt
Ein sterblich’ Kuss nicht heilen.

Und mächtig schlägt das alte Herz
Erfüllt vom Hoffnungssehnen,
Kennt es doch den grauen Tag,
Des öden Tales Tränen.