Erde tanzt durch Galaxie die Runde,
Teilt die Zeit in Jahr und Tag und Stunde.
Teleskop mit hochpräzisen Uhren,
Werkzeug seiner Jagd auf Sonnenspuren.
Trotz des festen Blicks zum Stern im Norden
Packt ihn jedes Bild von Tod und Morden.
Wenn sich der Kalender wendet,
Auch der zwölfte Mondlauf endet,
Haucht es von den Lippen:
“Narbenjahr”
Ihre Hände auf zu vielen Wunden
Muskelfleisch in Fetzen – und verbunden.
Krankensaal zu Trümmerstaub. Auf Fluren
Zogen blutig Leichen ihre Spuren.
Bomben rütteln Bunkerwände rüde.
Ihre Augen sind der Tränen müde.
Wenn sich der Kalender wendet,
Auch der zwölfte Mondlauf endet,
Flüstert ihre Stimme:
“Narbenjahr”
Blumentrost und schweigendes Bedauern,
Menschen, die an Kerzen nierderkauern.
Sprengt der alte Hass die letzten Schranken,
Wo schon unsre Fundamente wanken?
Werden in Gesichtern, die jetzt trauern,
Morgen Angst und Wut durch Blicke lauern?
Wenn sich der Kalender wendet,
Auch der zwölfte Mondlauf endet
Wispern die Gedanken:
“Narbenjahr”
Leben sah sie durch die Finger rinnen
Hört im Schlaf noch Schreie – wie von Sinnen
Aus vermorschten Kähnen, wanken Booten
Holte sie die Kranken und die Toten.
Überm Meer nun Winterwinde wehen.
Südwärts wird das Sterben weitergehen.
Wenn sich der Kalender wendet,
Auch der zwölfte Mondlauf endet
Schreit es in der Seele:
“Narbenjahr”
Seelenlos – der Lichterketten Funkeln,
Falscher Schein – durch feuchtes Winterdunkeln
Führt die Jagd auf wahrmächtige Worte
Ihn zu oft an Gottesackerpforte,
Wo auf frischen Gräbern neue Kerzen
Flackern, ruhen warm Rebellenherzen.
Wenn sich der Kalender wendet,
Auch der zwölfte Mondlauf endet
Liest man auf den Steinen:
“Narbenjahr”