Winter zieht ein

die Stürme legen sich

totes Holz säumt
Wege und Straßen
wie verwesende
Gebeine

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im braunen Moder
gefallener Blätter
findet die absterbende
Seele nur sich selbst

eine Stille befällt
die innere Mitte, da
die eisige Ordnung
ihre Herrschaft ausweitet

zum Schlendern und Streunen
lassen sich die Schritte
nicht mehr locken

alle Blätter sind
verschwunden aus den Gärten
wo nur das hartnäckige Moos
unverfroren grünt

Stimmen und Gedanken
werden langsam und still
Sekundengesten dehnen sich entlang
verwitterter Zeitachsen

die Kerzenzeit beginnt
mit angekettetem Gefunkel
höhnisch schwebt darüber
ein erster Flockentanz

die Welt fügt sich
auch dieses Jahr
in Frost und Dunkel
im Supermarktregal wartet
nun die Weihnachtsgans

die Eiswölfe erwachen im Thronsaal
Blut dampft auf dem gefrorenen Steinboden
das Rudel zieht
rostige Fährten durch
die glänzenden Lachen

Winter zieht ein