Manchmal

Manchmal
Dehnt eine Zeit sich lavazäh
Zwischen rostenden Schienen und bleigrauem Himmel,
Wo rußgeschwärzte Banner flattermüde
Im toten Westwind zittern.
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Manchmal
Dröhnt ein Herzschlag atomisch,
Wenn altgeklumptes Blut sich
Eisenschwer durch Adern, Venen presst.

Manchmal
Zerschnellt ein Wort
Zwischen Zungenspitze und Bunkerwand,
So dass nur der Kuss der grünen Fee
Der Stimme neues Leben aufhauchen kann.

Manchmal
Weckt ein blankgeputztes Entsetzen ungerufene Geister,
Deren Steinbruchstimmen
Eine Nacht ins Grab erzählen können.

Manchmal
Trägt ein dünnes Eis
Bis in die Mitte eines Sees,
Wo das Geräusch behutsam schabender Karpfenflossen
Unterm Kristallfirmament hinaufgreist.

Manchmal
Reicht ein Gewohnheitswort nicht aus,
Die Ahnung anzuzeigen,
Die schwer auf die pulsierenden Straßen der Stadt drückt.

Manchmal
Brennt ein monströses Verlangen
Auf Handflächen und Augäpfeln,
Ohne Aussicht auf Sättigung,
Wo der Parfümduft leergefressener Fleischtöpfe
Die rote Nachtluft schwängert.

Manchmal
Vegetiert ein Leben
Nur am Blick in Bahnhofsmülleimer,
Wo tote Augen
Hindurchgeblickte Mienen auflesen.

Manchmal
Stirbt die Hoffnung auf Eden
Lautlos auf dem Weg durch den Herbstgarten,
Wenn hinter einer transparenten Haustür
Nur das Alterfragte müde wartet.

 

Manchmal
Webt ein Endlosschleifenlied
Den fliegenden Teppich,
Der die Gedanken aus dem Stacheldrahtalltag
Ins blühende Elysium verschwebt.

Manchmal
Rettet nur der Antritt einer schnellen Nacht
Den Grablichtertag vor einem
Frischen Leichnam.

Manchmal
Verschleicht an der Weggabelung
Eine unsichtbare Tür
Den neuen Weg hinall
Zu unbekannten Sternen.

Manchmal,
Bleibt ein ewiger Schmerz
Als einzige Hoffnung auf die
Herauslösung aus den verbrecherischen Verstrickungen
Einer mythopathischen Epoche.