Gestrandet!

Der alte Strom teilt scharf
Mit schwarzem Stahl die Ufer.
Tintig leckt das Wasser Bug und Heck.
Die Brücke spannt sich kühn,
Wo Neonlicht den weißen Atem glitzern lässt,
Hinaus in dichten Flockenwirbelflug.

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Die Züge ruhen brav
Und ordnen sich die Gleise.
Nachtflink ziehen Taxen ihre Kreise
Schon müde wimmern die Verstärker,
Das letzte Riff brüllt nur noch leise
In wollbemützten Ohren.
Ein Penner summt sich ungelenk
’ne alkoholgetränkte Weise.

Die Zeit hängt eingefroren
Neben tiefseeblauen Abfahrtzeiten,
Darunter hohe Stiefel stöckelnd weitereilen.
Erbrochenes am U-Bahn-Schacht
Lädt nicht ein zu verweilen.

Die Halle noch gewaltiger als
Jüngst am Morgen hallt
Und gibt der grauen Kälte allen Raum.
Junges Lachen springt in hellen Sätzen
Auf und ab von den Geleisen
Und lässt sich durch die Tunnel hetzen.

Es sammeln sich in manchen Ecken
Dosen, Bier, volle, leere Flaschen,
Urin steigt beißend auf aus
Pfandgefüllten Plastiktaschen.

Lässig streifen eng gekleidet
Die Patrouillen
Versuchen mit geeiferten Begang
Den Bahnhof zu beruhigen.

Urlaubskoffer bilden schnatternd
Ein jung geschminktes Fluggastlager.
Wo die alten Zoten trunken
Überm Bahnsteig torkeln,
Kündet eine Stimme mager:

„Ein Zug aus Krefeld
Will sich nicht mehr quälen.
Und auch die S-Bahn
Meidet jetzt den jungen Schnee
Und wird aufs Nebengleis sich stehlen.“

Das Warten wirbelt Menschen neu in Gruppen,
Die frierend enger nun zusammen stehen.
Mit müden Blicken lauern sie auf milde Zeichen.
Ehe ihre Knochen unter altem Schnee erbleichen.

Es bellt ein Hund.
Es küsst ein Paar.

Unbekümmert grünt
Die Kokospalme über weißem Strand
Auf der Plakatwand.