Angekommen

Heute bin ich angekommen
nach einem langen Weg.

Paris_Platz_200

Mich hat er geführt
durch Städte,
in denen Leid wie Schwefeldunst
durch Gassen zog,
durch Länder,
in denen Angst wie Mehltau
auf Mündern lag,
durch Straßen,
in denen Mut die Stimmen
laut rufen ließ,
durch Äcker und durch Wälder,
wo weite Herzen sich
dem Schicksal widersetzten.

Heute bin ich angekommen
nach einer langen Zeit,
in der Gesichter wie Gedanken
bekannt und fremd mir wurden.
Begleiter fanden sich
und gingen mir verloren.
Sehnsüchte wurden geboren.
Auch Träume fand ich oft verstorben
weit vor ihrer Wirklichkeit.
Es blieb die Hoffnung,
die stets Nahrung fand.

Heute bin ich angekommen
in einem neuen Land.
Noch erscheint es fremd,
wenn seine alten Worte
aus neuen Mündern sprudeln.
Es gibt sich stets so klug
und handelt häufig dumm,
kreist noch viel zu oft
nur um sich selbst herum,
wird gerade wieder mal
erneuert, aufgebaut,
auf das es geradewegs
und weit nach vorne schaut
ins Antlitz der Geschichte.

Heute bin ich angekommen
spüre noch die Last des Weges,
denn müde und zerschlagen sind
mir Sinne, Kopf und Glieder.
Will nichts hören und nichts wissen
von blanker Wut am Unerhörten,
von Stimmern der zurecht Empörten,
von Schreien der am Leid zerstörten,
vom Rufen der stets Ungehörten,
und sei’s auch nur an diesem Tag,
an dem mich mein Gewissen
ruhen lässt auf Bett und weichem Kissen.

Heute bin ich angekommen
doch dieser Halt bleibt nur Station,
schenkt nur den Abend lang
Regeneration,
denn der frühe Morgen wird mich schon
auf neuem Wege sehen.