Frühlingserwachen

Noch ungehindert fällt der Blick
Durch schwarze Astgebreste,
Und schläfrig deckt die Erde sich
Mit Laub und braunen Halmen.
Am morschen Holz das alte Moos
Wie Flaum, auf Fels und Steinen.
Die Knospen zittern schon im Zweig,
Wo tapfer zirpt das Kehlchen.

Noch hat ein Eis sich eingekrallt
An dunklen Tannenwegen,
Treibt Ostwindfrost den alten Schnee
In Risse, Spalten, Klüfte.
Gefiederschatten Dunkelflug,
Der Krähen wehes krächzen,
Sich träge dreht vorm Wolkenfeld,
Dem endlos grauen Schleier.

Doch –
Wenn nur für den Augenblick
Am Hang der Blick mit Achtsamkeit
Den Himmel sich erobert,
Der Atem eine Wärme scheu
Und neue Düfte wittert,
Wenn nur für den Augenblick
Der Sonne helles Strahlenschwert
Den Vorhang blau zerschneidet,
Und Silberklang sich ungestüm
Im Wellengang verschwendet –

Dann
Tanzt ein Lachen auf den
Ungeküßten Mündern
Blitzt es freudig hinter
Wintermüden Augen
Blüht es rosig über
Altersgrauen Wangen

‚Frühling‘ – haucht es von gespitzten Lippen;
‚Frühling‘ – pocht es frohen Herzens;
‚Frühling‘ – hallt es über braunen Wipfeln;
‚Frühling‘ – schallt es über allen sieben Gipfeln.